Die Stiftung für konkrete Kunst wurde von Manfred Wandel und Albrecht Wandel 1987 als rechtsfähige Stiftung
des bürgerlichen Rechts errichtet. Sie begann 1988 ihre Tätigkeit auf der Basis einer privaten Kunstsammlung
und Bibliothek. Sowohl die eigene „Sammlung Stiftung für konkrete Kunst' als auch die privaten Sammlungen von
Manfred Wandel und Gabriele Kübler wurden im Lauf der Jahre kontinuierlich erweitert, ebenso wie das von
Manfred Wandel angelegte Archiv mit Unterlagen zu Entwicklungen in Kunst und Gesellschaft. Darüber hinaus
wurden zahlreiche Kunstwerke und Dokumente der Stiftung als Schenkung oder Dauerleihgabe anvertraut. Zwei
eigenständige Archive, das 'Archiv Max Bense' und das 'Archiv Bernard Aubertin' wurden in die Stiftung
eingebracht. Die Stiftung verwaltete und betreute das Depot der Künstler Christian Wulffen (D) und John Nixon
(Australien). Durch Leihgaben stand die Stiftung in ständiger Verbindung mit wichtigen Museen und
Kunstinstitutionen im In- und Ausland, gemeinsame Ausstellungsprojekte wurden realisiert.
Sammeln, archivieren, ausstellen waren die wesentlichen Aufgaben der Stiftung. Mit thematischen Ausstellungen
wie 'Ordnung im Chaos' (1988), 'Linie Farbe Fläche' (1990), 'Die konkrete Zeit' (1996) oder 'Raumformat' (2000)
gelang es der Stiftung, Werke der konkreten Kunst nicht isoliert zu zeigen, sondern in einen umfassenden
kulturellen, wissenschaftlichen, gesellschaftlichen Kontext zu stellen. Die russische Ikone und die monochrome
Fläche, das Bauhausmöbel und die gemalte Linie – Ziel solcher Konfrontation ist die Sensibilisierung von
Wahrnehmung und die Vermittlung von Zusammenhängen. Neben großen Retrospektiven von Soto, Morellet,
Honegger, Nemours, Dadamaino oder Aubertin stellte die Stiftung international bekannte Künstler wie Molinari,
Kuwayama oder Yun erstmals in Deutschland vor oder gab jungen Künstlern wie Wulffen, Orlac, Meyer oder
Schlichter ein erstes größeres Forum. Mit ihrer kontinuierlichen Ausstellungstätigkeit anhand eigener Bestände
und Leihgaben konnte sie bis Ende 2019 einen Überblick über die wichtigsten Tendenzen der konkreten Kunst
geben.
2017 wurde auf Initiative des Vorstands ein großer Teil des Sammlungsbestandes der Stiftung sowie ergänzende
Werke aus der „Sammlung Wandel“ als Schenkung an die Stadt Reutlingen übertragen. Ziel war die dauerhafte
Sicherung der hochkarätigen Sammlungen. Hierfür wurde im gleichen Jahr unter dem Dach des Kunstmuseums
Reutlingen das „Kunstmuseum Reutlingen I konkret“ gegründet.
Nach einer umfangreichen Dachsanierung, welche die Arbeit der Stiftung im Dachgeschoss als ihrem Sitz
unterbrach, und den ersten Stillständen durch die Corona-Pandemie, kam es zum größten Einschnitt für die
Stiftung. Im Jahr 2021 starben nach schwerer Krankheit die Geschäftsführerin Dr. Gabriele Kübler und der
künstlerische Leiter Manfred Wandel. Innerhalb weniger Wochen verlor diese renommierte Kunsteinrichtung
damit ihre beiden wesentlichen Akteure. Die Ausstellungsarbeit konnte daraufhin auch nach dem Ende der
Pandemie nicht weiter fortgesetzt werden.
Durch Erbschaft und Schenkung erhielt die Stadt Reutlingen aus den Sammlungen Kübler und Wandel 2022
erneut einen großen Zuwachs um 600 Werke und wurde dadurch zu einer der wichtigsten Kollektionen dieser Art
in Deutschland. Die Ausstellungsarbeit zur konkreten Kunst und zu den Sammlungen erfolgt seither in städtischer
Verantwortung (www.kunstmuseum-reutlingen.de/konkret). Damit kann das Ziel, Reutlingen als wichtigen
Standort für konkrete Kunst zu etablieren, erfolgreich weiterverfolgt werden.
Die Stiftung widmet sich nun der Dokumentation ihres Wirkens seit 1988 im Rahmen einer geplanten Publikation.
Ein Konzept für eine Dauerpräsentation zur Stiftungsarbeit in den Wandel-Hallen soll in einem weiteren Schritt
erstellt werden. Außerdem wird das Archiv Manfred Wandel aufbereitet, um es für die kunstwissenschaftliche
Forschung zugänglich zu machen.
Sitz der Stiftung sind die Wandel-Hallen in Reutlingen, in welchen mit der Städtischen Galerie, dem
Kunstmuseum Reutlingen I konkret und dem Kunstverein Reutlingen sowie dem städtischen Industriemagazin
weitere namhafte Kultureinrichtungen untergebracht sind. Vorstand der Stiftung sind Barbara Bosch (seit 2008)
und Anke Bächtiger (seit 2023).
Stand August 2024